Die innere kritische Stimme beeinflusst viele Menschen in ihrem persönlichen Leben und auch ihre Beziehungen.
Wie können wir mit unserem inneren Kritiker umgehen, damit er weniger belastend ist?
Der Rasen muss gemäht sein, die Wohnung blitzblank, die Kinder angemessen angezogen und auch im Job sind stets 100 %, wenn nicht 120 %, abzuliefern. Und auch der Herzensmensch muss bestimmte Vorstellungen für die Beziehung erfüllen. Häufig treibt der innere Kritiker so an, dass es belastend und erschöpfend sein kann - für uns persönlich als auch für die Beziehung.
Psychologisch betrachtet ist diese Stimme ein Teil unserer Persönlichkeit, der uns ständig beurteilt, kritisiert und uns auf unsere vermeintlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten hinweist. Der innere Kritiker ist das Produkt unserer Erfahrungen, erlernter Moralvorstellungen und gesellschaftlicher Normen, die uns im Laufe unseres Lebens geprägt haben. Es sind Annahmen über uns und die Welt, die wir früh in unserem Leben durch den Einfluss von Eltern, Großeltern, Lehrern oder Mitschülern verinnerlicht haben. Diese Stimme kann sich in verschiedenen Formen äußern – sei es als Selbstzweifel ("Das schaffst du nie!"), negative Selbstgespräche ("Du bist wirklich dumm! Du bist peinlich!") oder das Gefühl, nie den eigenen Erwartungen gerecht zu werden ("So kannst du dich nicht verhalten" „Die Leistung reicht nicht aus!“).
Wie schonungslos dieser innere Kritiker heute mit uns umgeht, hängt davon ab, wie rigide auf uns eingegangen wurde, was wir zu tun und zu lassen hatten und wie wir zu sein hatten. Umso mehr für uns auf dem Spiel stand, weil wir sonst vielleicht bestraft wurden durch etwa Liebesentzug, desto deutlicher ist heute unser innerer Kritiker.
Wichtig ist, dass unsere kritische Stimme nicht grundsätzlich unser Feind ist, sondern ein Teil von uns, der gesehen und verstanden werden möchte. Indem wir uns bewusst machen, wie der innere Kritiker unsere Gedanken und Handlungen beeinflusst, können wir beginnen, eine liebevollere und mitfühlendere Beziehung zu uns selbst aufzubauen.
In Beziehungen kann der innere Kritiker eine destruktive Rolle spielen:
1. Konflikte:
Wer sehr kritisch mit sich selbst umgeht, stellt häufig auch hohe Anforderungen an sein Gegenüber. Das kann zu Konflikten führen, besonders wenn unser Beziehungsmensch sich ständig angegriffen fühlt. Häufig macht sich das zum Beispiel an unterschiedlichen Anforderungen an Ordnung und Sauberkeit bemerkbar.
2. Kommunikationsprobleme:
Der innere Kritiker kann uns daran hindern, unsere Bedürfnisse und Wünsche klar zu kommunizieren. Aus Angst abgelehnt oder kritisiert zu werden, halten wir unsere Gefühle dann zurück.
3. Unrealistische Erwartungen:
Der innere Kritiker kann dazu führen, dass unrealistische Erwartungen an sich selbst und den Herzensmenschen gestellt werden, was dazu führt, dass beide sich stets unterlegen oder nicht gut genug fühlen.
5 Möglichkeiten, mit dem inneren Kritiker umzugehen:
1. Du bist nicht deine Gedanken:
Alles, was du denkst, ist ein Gedanke eines deiner inneren Anteile. Du kannst immer im Bewusstsein prüfen, ob die Aussage dahinter heute noch so stimmt und hilfreich für dich ist.
2. Metaebene einnehmen:
Woher kommt der kritische Gedanke? Aus welcher Zeit? Mit wem steht er in Verbindung - mit Personen oder einzelnen Erfahrungen? Ist diese Person heute noch ein guter Ratgeber für dich?
3. Prüfen: Was will der innere Kritiker?:
Sind die Anliegen des inneren Kritikers heute noch angemessen und passen sie zu dem, was dir wichtig ist? Zu deinen Werten? Hast du zum Beispiel gelernt beruflich auf Sicherheit zu setzen, hast aber im Inneren einen großen Drang nach Freiheit und Selbstständigkeit?
4. Entwickle Selbstmitgefühl:
Würdest du in dem schonungslosen Ton des Kritikers auch mit dir lieben Menschen sprechen? Versuche bewusst liebevoll mit dir umzugehen, freundlich und mitfühlend wie zum Beispiel mit einem Kind oder einem Menschen, der dir sehr wichtig ist.
5. Setze deinem inneren Kritiker Grenzen:
Zieh die rote Karte! Lass dein Bewusstsein einschreiten und der gnadenlosen Stimme vermitteln, dass die Art und Weise, wie sie mit dir spricht, unangemessen ist. "Du nimmst ein Timeout, ich sehe deine guten Absichten, aber ich brauche dich an dieser Stelle nicht!"
Um die Auswirkungen des inneren Kritikers auf unsere Beziehungen zu minimieren, ist es wichtig, Selbstmitgefühl zu entwickeln, an unserer Selbstakzeptanz zu arbeiten und uns selbst und andere mit Freundlichkeit und Verständnis zu betrachten. Das Bewusstsein für den inneren Kritiker und das Erlernen von Techniken zur Selbstreflexion können dabei hilfreich sein.
Glück auf
eure Janina
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