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Janina Vitale

Erwartungen in Beziehungen: Wie sie uns verbinden und trennen können

Erwartungen wirken oft im Hintergrund, unausgesprochen und manchmal unbewusst. Warum wir Erwartungen haben und wie sie uns beeinflussen.


Es lohnt sich, die eigenen Erwartungen zu reflektieren und flexibel zu gestalten – und das nicht nur für eine gute Beziehung, sondern auch für unser eigenes Wohlbefinden.


Erwartungen sind tief verwurzelte innere Bilder darüber, wie Beziehungen „sein sollten“. Sie entstehen aus Prägungen, Erfahrungen und Bedürfnissen und geben uns Orientierung und Sicherheit – oder zumindest das Gefühl davon. Doch je größer die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität, desto größer sind oft Schmerz, Frust oder Wut.

Hier zeigt sich der Wert flexibler, realistischer Erwartungen. Wer ein „Erwartungsfeld“ entwickelt, das Platz für verschiedene Realitäten lässt, gibt der Beziehung mehr Raum. Statt starrer Vorstellungen kann eine „Bandbreite“ an Erwartungen dabei helfen, positive Erfahrungen zu fördern.




Zwischen Reiz und Reaktion: Der Raum der Entscheidung


Jeder von uns hat einen Moment der Entscheidung – den Raum zwischen dem, was uns widerfährt, und unserer Reaktion. In diesem Raum liegt die Freiheit, bewusst zu wählen. Anstatt impulsiv oder aus alten Verletzungen heraus zu handeln, können wir überlegen, wie wir wirklich reagieren möchten.


Dieser Raum ist besonders wichtig für Menschen, die in ihrer Vergangenheit Verletzungen erlebt haben. Sie reagieren oft unbewusst aus Schutz oder Angst und entwickeln Erwartungen, die ihnen Sicherheit geben sollen. Doch indem wir diesen Raum nutzen, können wir von früheren Mustern loslassen und offener auf unseren Partner und die Beziehung eingehen.


Klare Standards und gesunde Grenzen setzen


Flexible Erwartungen bedeuten jedoch nicht, auf klare Standards und Grenzen zu verzichten. Erwartungen, die bewusst formuliert werden, helfen uns, für uns selbst einzustehen und unsere Bedürfnisse zu wahren. Wir dürfen und sollten Erwartungen haben, wie wir behandelt werden möchten. Ist diese Erwartung jedoch unausgesprochen, erzeugt sie oft Frust, während eine klar formulierte Grenze Sicherheit schafft.


Auch wenn Erwartungen formuliert sind, sind sie keine festen „Gesetze“, auf die wir pochen können. Beziehungen leben von der Bereitschaft, aufeinander einzugehen und Raum für unterschiedliche Bedürfnisse zu schaffen.


Die Prüffrage: Ist diese Erwartung fair und realistisch?


Bevor du eine Erwartung äußerst, frag dich: „Kann mein Herzensmensch diese Erwartung erfüllen, ohne sich grundlegend verändern zu müssen?“ Wenn die Erfüllung der Erwartung grundlegende Änderungen der Werte oder Gewohnheiten verlangen würde, ist es vielleicht an der Zeit, sie zu überdenken. Solche Veränderungen sind oft schwer umzusetzen und können in der Beziehung zu Druck führen.


Erwartungen als Einladung zur Nähe

Erwartungen sollten keine starren Anforderungen sein, die erfüllt werden müssen, sondern eine Einladung, offen über das zu sprechen, was du dir in der Beziehung wünschst. Das gemeinsame Besprechen von Bedürfnissen schafft eine Atmosphäre, in der sich beide sicher fühlen und auch mal „nein“ sagen können, ohne die Liebe infrage zu stellen.


Wenn du merkst, dass starre Erwartungen zu Spannungen in deiner Beziehung führen, oder du den inneren Raum zwischen Reiz und Reaktion besser nutzen möchtest, begleite ich dich oder euch gern auf diesem Weg. Als Paartherapeutin unterstütze ich dich, deine Bedürfnisse klar zu erkennen und so zu kommunizieren, dass echte Nähe und Verständnis möglich werden.


Glück auf,

eure Janina

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